Mit Umweltschutz Geld sparen

Sieben Bereiche, bei denen beides Potenzial hat

Vermutlich ist es gerade Ihr wichtigstes Ziel, Geld zu sparen oder Ihre Einnahmen zu steigern, um Ihre Schulden zu bewältigen. Sie machen sich Gedanken über Pfändungen, Banken, Auskunfteien und Inkasso. Da bleibt nicht viel Zeit und Kraft, um sich Gedanken über einen ökologischen Fußabdruck zu machen.

Überschuldete Menschen sollten grundsätzlich kein schlechtes Gewissen wegen Ihrer Klimabilanz haben. Denn wer über wenig Geld verfügt, lebt gezwungenermaßen oft nachhaltiger als Menschen mit viel Geld. Ein sparsamer Lebensstil trägt im kleinen also bereits zu aktivem Klimaschutz bei. Gerade von großen Unternehmen und politischen Entscheidungsträgern ist entschlossenes Handeln nötig, um große Veränderungen anzustoßen.

Es gibt jedoch auch Situationen, in denen durch nachhaltiges Verhalten aktiv Geld gespart werden kann und für genau die Menschen, die das Thema Nachhaltigkeit nicht aus dem Blick verlieren wollen, fassen wir hier die Erfahrungen unserer Ratsuchenden und Beratungskräfte zusammen und teilen verschiedene Möglichkeiten mit Ihnen, wie Sie durch umweltschonendes Verhalten gleichzeitig auch Geld sparen können.

Umweltschutz und Schuldenregulierung verbinden

Schuldenregulierung bedeutet Veränderung. Menschen, die vielleicht zuvor von Ihren Gläubigern eingeschüchtert waren und unrealistischen Zahlungsplänen zugestimmt hätten, lernen ihre Rechte kennen und verändern sich hin zu starken Verhandlungspartnern, die selbst Rückzahlungspläne erarbeiten. Ähnlich verhält es sich mit dem Klima- und Umweltschutz. Wer mehr weiß, wer sich bewusst mit dem Thema auseinandersetzt, verändert auch die eigene Haltung und die eigenen Entscheidungsmuster. Letztendlich gilt für beide Bereiche: es lohnt sich, an den großen Stellschrauben zu drehen, um wirkliche Veränderungen zu erwirken. Und es lohnt sich, zu rechnen.

1. Strom und Heizung

Hartnäckig hält sich das Bild, dass Strom aus regenerativen Quellen wie Windkraft., Sonne und Wasser teurer sei als Gas- oder Kohlestrom. Vergleicht man die Tarife, wird allerdings deutlich, dass die meisten Ökostromtarife inzwischen günstiger sind als die Grundversorgung mit Gas- oder Kohlestrom. Wer umweltfreundliche Energie beziehen will, aber Schulden hat, hat es allerdings oft gar nicht so leicht. Denn oft fragen auch Stromanbieter zunächst die Bonität ihrer Kundinnen und Kunden ab, bevor dem Wechsel des Tarifs zugestimmt wird. Jedoch haben nicht alle Menschen mit Schulden automatisch eine schlechte Bonität. Auskunfteien sammeln Informationen, die öffentlich einsehbar sind oder von Ihren Vertragspartnern stammen. Es lohnt sich also, die Bonität der Auskunfteien vor dem Anbieterwechsel zu prüfen. Das geht einfach und kostenfrei Online. Die Links zu den einzelnen Auskunfteien finden Sie auf unserer Seite Sortierhilfe.

Gerade Heizen ist in vielen Fällen noch nicht klimaneutral und spätestens seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine auch ein erheblicher Kostenfaktor für viele Haushalte. Um den Verbrauch zu reduzieren, hat die Verbraucherzentrale zehn gute Energiespartipps gesammelt.

Auch beim Strom kann viel gespart werden, indem Geräte aus-, statt auf „Stand by“ geschaltet werden. Oftmals gibt es einzelne „Stromfresser“, die man vielleicht gar nicht als solche wahrnimmt. Um das zu prüfen, bietet die Caritas einen kostenlosen Stromsparcheck an.

Sie haben schon eine hohe Stromabrechnung erhalten und wissen nicht, wie sie diese bezahlen sollen? Hier finden Sie Informationen zu Energieschulden.

2. Autos

Mobilität wird oft mit Autofahren verbunden und schnell wird dann über E-Autos oder Verbrenner gesprochen. Doch für Menschen, die ver- oder überschuldet sind, stellt sich diese Frage meist gar nicht. Sie machen sich Gedanken darüber, ob sie sich ihr Auto leisten können oder wie sie es vor einer Pfändung schützen – nicht, ob sie sich ein neues E-Auto kaufen können, um den Verbrenner zu ersetzen. In einem anderen Text haben wir bereits klimaschonende und günstige Alternativen zum Auto zusammengefasst.

3. Bus und Bahn

Auch Bus- und Bahnfahren verbraucht Energie. Die Bahn wirbt allerdings damit, die „klimafreundlichste Mobilität in Deutschland“ anzubieten – also im Fernverkehr in erster Linie Ökostrom zu nutzen. Doch vor allem bietet die Bahn auch günstige Sparpreise an für Fahrten in Deutschland und nach ganz Europa. Bei diesem Verkehrsmittel müssen Sie also nicht rechnen, sondern vor allem im Voraus planen. Denn die Sparpreise sind begrenzt und gerade zu den Hauptreisezeiten in den Ferien sehr begehrt. Im DB Sparpreisfinder finden Sie günstige Angebote.

Wer öfter mit der Bahn fahren muss, für den lohnt sich vermutlich das Deutschlandticket. In manchen Regionen gibt es dies sogar als Sozialticket. In einem anderen Beitrag haben wir bereits gezeigt, wie man das Deutschlandticket auch mit negativer Schufa bekommt.

Auch der Anbieter Flixbus bietet auf der Straße und der Schiene günstige Fernreisemöglichkeiten an, die im Vergleich zur Autofahrt auch umweltschonender sind. 

 

4. Second Hand Shopping

Kleidung lässt sich in vielen Fällen günstig gebraucht kaufen. Auch Möbel, Sportgeräte oder Kinderspielzeug werden gebraucht in gutem Zustand angeboten. Um einen Secondhandladen in Ihrer Nähe zu finden, können Sie auf der Seite www.second-hand-shops.com suchen, oder direkt eine Suchmaschine im Internet anwerfen.

Alternativ gibt es auch Online-Anbieter wie kleinanzeigen (ehemals ebay Kleinanzeigen) oder vinted, bei denen Sie direkt die gebrauchten Gegenstände von anderen Personen kaufen können. Auf diesen Plattformen ist aber Achtung geboten: hier sind auch Betrüger unterwegs. Nutzen Sie also sichere Bezahlmöglichkeiten. Die Verbraucherzentrale Hamburg berichtete bereits über die üblichen Betrugsmaschen auf Kleinanzeigen

„Gebraucht statt neu“ hat noch einen anderen Vorteil: Sie können nicht nur darüber nachdenken zu sparen, sondern haben auch die Möglichkeit, sich selbst für einen kleinen Hinzuverdienst von Dingen zu trennen, die Sie nicht mehr brauchen.

5. Tausch- und Verschenkebörsen

Bei kleinanzeigen gibt es auch kostenfreie Angebote von Gegenständen, die im bisherigen Haushalt sonst nur im Keller rumstehen oder weggeworfen würden. Außerdem gibt es mit www.free-your-stuff.com eine Seite, die allein auf das Verschenken ausgerichtet ist. Manche Städte bieten sogar selbst Tausch- und Verschenkebörsen an. Auch hier lohnt sich der Blick in die Suchmaschine mit Suchbegriffen wie „Tauschmarkt Musterstadt“ oder „Tauschbörse Musterstadt“. Vereinzelt gibt es hierzu auch in den sozialen Medien lokale Communities zum Tauschen und Verschenken.

6. Tafeln

Die Tafeln bekommen Essensspenden von Supermärkten, die sonst wegen kurzer Resthaltbarkeit weggeworfen werden würden. Sie ist für Menschen gedacht, die Bürgergeld oder Grundsicherungsleistungen erhalten und es dadurch schwer haben, über die Runden zu kommen. Das Angebot der Tafel ist nicht kostenlos, aber kostet immerhin nur etwa ein Drittel des Preises im Supermarkt. Hier sind Tafelläden in der Nähe zu finden.

7. Foodsharing

Beim Foodsharing wird versucht, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden und dadurch Ressourcen zu schonen. Hierfür gibt es zum Beispiel sogenannte „Fairteiler“ über www.foodsharing.de. Das sind Boxen oder Container im öffentlichen Raum, in denen zu viel eingekaufte Lebensmittel kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum platziert und von anderen abgeholt werden. Ein gewerblicher Anbieter ist Too good to go, über deren App für wenig Geld überzählige Waren von Bäckern oder Restaurants abgeholt werden können.

Doch für Umwelt und den Geldbeutel ist das Wichtigste: versuchen Sie, Lebensmittelverschwendung im eigenen Kühlschrank zu vermeiden und verbrauchen Sie Obst und Gemüse, bevor es schlecht wird. Planen Sie auch hier etwas voraus. Auch fleischlose Mahlzeiten vermeiden CO2 und zusätzliche Kosten. Auf dem Markt sind saisonale und regionale Produkte günstiger als andere und vermeiden zusätzlich CO2 für lange Transportwege - so können auch manche Bioprodukte erschwinglich sein.

Noch mehr zum Thema Nachhaltigkeit?

Das Institut für Finanzdiensleistungen (iff) hat sich mit Nachhaltigkeit in der sozialen Schuldnerberatung auseinandergesetzt und hierzu 10 Thesen aufgestellt.

Das Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz sammelt Informationen zur Nachhaltigkeit, darunter auch die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele.

Thomas Bode
Schuldnerberater

Autoren

Patrick Stahl ist Projektmitarbeiter der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung e.V.
Ines Moers ist Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung e.V.

   

Quellen

Oxfam Studie:
https://oxfamilibrary.openrepository.com/bitstream/handle/10546/621446/bn-carbon-billlionaires-071122-en.pdf;jsessionid=FD78F6D0C5314C58959501C5A419B62E?sequence=14

Umweltbundesamt:
https://www.umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/wohnen/wohnflaeche#zahl-der-wohnungen-gestiegen

   

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